Interviews  


Reportage - K-Punkt Kulturwelle: Nosenoise - Radio Kanal K Veröffentlichung: 2012  

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Interview beim Radio Artgerecht an der BoundCon VI in München Veröffentlichung: 2009  

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Interview von Twierdza.de Veröffentlichung: 2001  



Sei gegrüsst. Ich war wirklich sehr überrascht als ich Deine Musik zum ersten Mal hörte, da sie sehr abwechslungsreich ist. Erzähl doch mal bitte unseren Lesern etwas über Deine Arbeit.

Eigentlich experimentiere ich mit allem was tönt. Metal, Holz, Stein, Wasser, heissen Herdplatten, Abwasserrohren, Mülltonnen, Baggerkupplungen, Bahnhöfen, Flughäfen, Industriegeländen....... Trommeln, Flöten, Saiten, Synths, Samplers, Effekte...... ja du merkst, da gibt es nichts das nicht tönt/schwingt. Ob und wie ich dann alle diese Geräusche in einen Track oder Song einbaue ist sehr verschieden. Ich habe selten einen Plan wie ich komponiere. Meistens baue ich Songs um interessante Geräusche welche mich animieren, oder ich sitze lange an irgendwelchem Material rum, um es dann doch nicht aufzunehmen und zu vergessen um es dann später mit anderen Tönen zusammenzufügen. In den ersten ca. 7 Jahren überlegte ich gar nichts beim komponieren, sondern hörte nur auf die Gefühle/Klangkulissen, welche sich ergaben und mir gefielen. (Klangmaterial im Stil EBM/Industrial/Gothiq/Eleqtro) Erst später "lernte" ich dass es eine Bassdrum und ein Snare mit HiHat gibt. Dies, weil ich begann mit Trommeln, Xylophone, und anderen rhythmischen Instrumenten im Wald zu spielen. So "musste" in jedem neuen Song ein geiler Beat hin. Zudem begann ich mit Gesang (Vera Winkler) zu experimentieren. Es entstanden Songs im Bereich Ethno/Gothik/Intermezzo. Da ich nun Material produzierte, welches einerseits aus etwelchen Geräuschen, und anderseits aus verkanteten, nichtalltäglichen Beats bestand sagten die Leute ich mache TripHop. Mein aktuelles Projekt ist wieder mit Gesang (Natasha Hauri), eher im Stil von eben düsterem TripHop.

Du produzierst selbst, wenn ich mich nicht irre. Welche Software benutzt Du? Ich habe einige Bilder vom Studio gesehen und musste feststellen, es sieht sehr professionell aus. Gehört es Dir?

Ich habe vor ca. 15 Jahren den Atari ST 1040 mit der Software Notator alpha von C-Lab gekauft. Ich bin sozusagen damit aufgewachsen. Später habe ich erweitert auf Creator SL mit 3 weiteren Midi-Outputs. Ja. Ich bin ein Atari Junkie geblieben. Heute habe ich allerdings den 2mb Rechner. (hihi) (Funktioniert besser als manch anderes Cubase oder PC kram). Ich muss aber schon zugeben, dass ich mal ins Auge fasste in Zukunft dann doch mal die Plattform zu wechseln. PC oder Mac ist noch unklar. - Ja das Studio gehört mir. Ich habe in all den Jahren all mein verdientes Geld in meine Experimente gesteckt. Wenn meine Freunde in den Süden zogen, kaufte ich mir ein "Teil" und machte in meinem Bunker Urlaub.

Kannst Du mir etwas über die Aufnahmeprozesse erzählen? Wie verläuft so eine Session bei Dir? Wie viel Zeit benötigst Du im Durchschnitt?

Ich kontrolliere meinen Maschinenpark im Creator und führe die Sounds auf meinen Soundcraft Spirit Studio 32 Kanal Mixer. Von hier aus mische und mastere ich dann den Track auf meinem Akai HDR 4d Digitalrecorder. Für längere Takes wie Gesang, Industrieatmosphären, Instrument-Sessions etc. verwende ich den Roland VS 1680 HD-Recorder, welcher ich als Summe und Aux auf den Mixer lege. - Da ich zum Teil keinen Kreationsplan habe, kenne ich auch keinen Durchschnitt. Mein wohl meistverkaufter Song: Timeout-Pulse of Phobia entstand in einer viertel Stunde. Später habe ich noch eine TB303-Session darübergemacht so ohne Ahnung..., aber irgendwie einfach geil. Auf meinem Debüt: Cla-Ngor Iter habe ich zum Beispiel den Song QN-9 drauf, da ist jeder Sound eigens für diesen Song kreiert. Ich war damals arbeitslos und arbeitete ziemlich genau einen Monat von früh bis spät an diesem Song. Ich mag beides, nur im Moment produziere ich nur noch so 2 bis 5 Abend Tracks. (Gesang-Tracks ziehen sich meistens über Monate in die Länge)

Viele Musiker legen sich oft fest, verfolgen nur ein bestimmtes Ziel oder einen Stil, was nicht unbedingt etwas schlechtes bedeuten muss, dennoch gibt es so viel was man machen, ausprobieren und hören kann, da ich selbst Musikerin bin, kann ich bloss von mir ausgehen, ich möchte mich keinesfalls festlegen, und wie ich höre, machst Du ebenfalls viele unterschiedliche Sachen, was mich sehr beeindruckt hat. Gibt es irgendeinen Stil, den Du noch nicht eingespielt hast, wenn ja: welcher wäre das? Und welcher Deiner Stile ist bei den Hörern am besten angekommen?

Zuerst einmal muss ich ab dem Gedanken lachen was ich noch nicht gemacht habe. *lach.... Da wären: Country, Reagge & Co., Heavy Metal & Co., Ländlermusik etc. Im ernst, mich interessieren Grenzfaktoren. Die Typische Band mit Gitarre Bass Drum und Gesang, all das Rock und Funk und Jazz, das machen genügend Leute besser als ich und es haut mich doch nicht richtig aus den Socken. Mich hauts aus den Socken wenn ich mich frage was ich da eigentlich zu Ohren bekomme. Nie gehörte Sachen faszinieren mich mehr. - Am besten angekommen sind ganz klar meine Quadrophonie Songs. (Stil: Eleqtro, EBM, Industrial) Ich experimentiere immer wieder daran herum Tracks zu programmieren welche aus vier Boxen kommen. Dies ist jedoch sehr aufwendig und erfordert eben einen Maschinenpark, um genügend Ausgänge und Routings zu haben.

Bei Stücken wie "Faux medicine", "Industry's" oder "Silence Of Colors" kann ich mir vorstellen, dass man sie im öffentlichen Radio (eine Art Chil Out Sendung) spielen könnte, vielleicht ist dies auch bereits geschehen?! Falls ja, erzähl mal bitte wie es dazu gekommen ist. Falls nein, was hältst Du von dieser Idee?

Zu meiner grössten Freude gibt es immer wieder Fans die in irgendeinem Radio arbeiten und von meiner Musik begeistert sind. So liefen Tracks in Moskau, Barcelona, Schaffhausen und Zürich von irgendwelchen Jungs die mich angeschrieben haben um zu sagen dass sie diese und jene Songs von mir über den Sender spielten. Dies waren meistens Sendungen um neue, innovative Künstler zu präsentieren. In Moskau wollten die sogar eine CD-Compilation machen, doch dann fehlte, verständlicherweise, das Geld.

Als ich "Pylone" zum ersten Mal gehört habe, war ich hin und weg, und es gehört definitiv mit zu den besten Stücken, die ich in der neuen Zeit gehrt habe. Dieses Stück ist wunderschön, kannst Du Dich noch erinnern wann und unter welchen Umständen Du es aufgezeichnet hast? Sind es Deine Vocals, die im Hintergrund zu vernehmen sind? Ein bestimmter Text, falls ja, was sagt er aus? Was steckt hinter "Pylone"?

Ja Pylone ist geil. Er könnte nur besser aufgenommen sein. Werde ihn vielleicht später mal remastern. Das war so ein Tag an dem ich morgens um halb acht an meiner Arbeitsstelle (Mechanische Werkstatt, ein Stockwerk höher als mein Bunker), das Gefühl hatte dass ich doch nicht arbeiten will, sonder in meinem Studio basteln will. So sagte ich dem Boss, dass ich nach "Hause" gehe. So sass ich um acht Uhr mit Kaffee im Studio und begann mit dem Kurzweil K2000 einen eigenen Sample-Loop zu vertunen. Der gibt diesen besonderen Snare-Loop, da ein Sample auf der linken Hälfte und der andere, verstimmte und veränderte Loop, auf der rechten Hälfte des Stereopanoramas platziert ist. Ich bastelte bis Mittag an den Sphären etc. rum. Ich erinnere mich genau, dass ich mit meinem Arbeitskollegen und einem holländischen Besucher unserer Generalvertretung ins Nachbarsdorf Pizza essen gegangen bin. (Der Boss bezahlte das Essen, dafür unterhielten wir unseren Besucher. Hihi) Tja, so bin ich statt wieder zur Arbeit in den Keller gegangen und habe die Vocals auf meinen neu erstellten Track gepackt. Das waren so zwei, drei Sessions über den ganzen Song verteilt, welche ich dann zusammen schnitt und richtig platzierte. Ach ja, da stand noch ein geliehener Nordlead rum mit welchem ich nachmittags experimentierte und den einmalig eingesetzten quitsch/pfeif/klopf Sound rein gespielt habe. Alles war am Abend aufgenommen und beendet. Ist eigentlich meine beste Ein-Tag-Produktion. Oh.. zum Text. Das ist zusammenhängende Phonetik. Nein ich weiss nicht. Ich spreche dann einfach. Wenn Du genau hinhörst: Nairobi to ten. It’s to hot for moto mir gefiel dieses Nairobi (Ein Label von 2 Freunden von mir heisst moto music. Was sie nicht wussten ist, dass moto in shuaheli (afrikanisch, aber habs falsch geschrieben) "heiss" heisst. Und in Nairobi ist es heiss.) Irgendwie gefällt mir so Zeug, auch wenn man es nicht versteht. Zu beginn sage ich im Break: Don’t touch this Body (So als Übersetzung zur vorhergehenden Phonetik) Bei mir geht es einfach darum wie etwas klingt.

"Syllabus" gehört ebenfalls zu meinen Lieblingsstücken Deines Projektes. Kannst Du mir etwas über die Lyrics verraten?

Syllabus ist nebst Maschinenführer (leider ist meine PC-Soundkarte defekt, deshalb ist Maschinenführer noch nicht auf mp3.com) die zur Zeit neuste Produktion. Da ich im Moment wenig im Studio bin ist auch Syllabus so eine 2, 3 Abend Produktion. Die Lyrics habe ich vor über 10 Jahren mal aus einem Duden geschrieben. Da stand wörtlich drinn: Syllabus {griech.} : Verzeichnis aller Lehren die vom Papst verdammt sind [1864] Ist doch krass. Der Papst hat 1864 ein Verzeichnis mit Lehren erstellt die er verdammte. Er, der oberheilige hat sie als Ketzer-Lehren verdammt. Mich nimmt nun wunder welche Lehren in diesem Verzeichnis, namens Syllabus zu finden sind. Doch nicht etwa die Reinkarnationslehre oder Buddhismus oder..... ja eigentlich müsste ja da alles ausser dem Katholismus drin stehen. Das der überhaupt etwas verdammen darf? Nichts gegen Christen oder wasweissich. Ich fand einfach eine enorme Energie in diesem Satz aus dem handelsüblichen Duden. Dieser Spruch kann ich mittlerweile viel geiler aussprechen, als dazumal bei dieser Session. Live will ich diesen Song in der Zwangsjacke mit anschliessender Hyperventilation + Kolabration präsentieren. Ach ja bei der Session habe ich mich übertan. Habe selbst so Loops gesprochen bis ich nicht mehr richtig atmen konnte. Die Auspusstgeräusche habe ich dann nachträglich anders platziert. Auf jeden Fall musste ich mich nach der Session regelrecht hinsetzen um nicht zu kippen. Ich merkte dass ich da viel von meiner Energie abbekam und überlegte ob ich den Track ohne zu hören löschen solle. So wie als Reinigungsprozess für meine Seele. Doch tief in mir wusste ich: "Tu dass nicht löschen es ist dein Track."

Das Stück "Einstein, und die Industrie verbrennt" erinnert mich sehr an den Stil von Jimmy Tenor. Ist das Absicht? Magst Du ihn?

Nein, es ist keine Absicht. Ich kenne Ihn auch nicht, habe Ihn jedoch einmal unverhofft live gesehen. Ob ich ihn mochte weiss ich nicht mehr so recht, aber die Party war gut.

Was inspirieret Dich ausser den Klängen und Tönen des Alltags?

Beinahe Alles

Gibt es einen bestimmten Musiker / Künstler, mit dem Du gern zusammen arbeiten möchtest?

Ich bewundere seit eh und je die Leute von Dead can Dance. Gerne würde ich auch mit Dive, oder Tricky, Björk oder was weiss ich arbeiten. Als Musiker mag ich Vangelis oder abgesehen vom Musikstil: Phil Collins. Würde aber auch gerne mit Hans Zimmer Kinomusik machen. Ich denke es gibt eine Menge fette Produzenten. zB. Michael Cretu (Enigma/Sandra) der hats einfach drauf oder Falco. den nehme ich (snif)

Wie und wo lebst Du? Wie verbringst Du Deine Freizeit?

Tja ich lebe in meinem Studio (Luftschutzraum) Meine Freizeit verbringe ich auch da, oder an Partys, Events, etc. Bis vor einem Jahr war ich die letzten zehn Jahre kaum an Partys, es sei den auf der Bühne. Ich habe mir auch selten CD’s gekauft, da ich kein Geld hatte und genügend eigene Musik im Studio hörte. Seit einem Jahr jedoch konsumiere ich jede Party im Stil: Industrial/EBM/Goth und lade auch die neueren wie die alten Produktionen vom Internet runter. So à là: "Mal schauen was andere so tun."

Was hast Du zur Zeit in Deinem CD-Player (MP3-Player)?

"Dimitri und das Rührgerät" Das ist eine Produktion von zwei Kollegen. Ich will fürs diesjährige Maschinenfest eine Industrie & Noise-Compilation brennen. Alles unveröffentlichtes eigen produziertes Material. Als vorletztes hatte ich die Klänge der Feuerorgel von Bastiaan Maris im CD-Player. So eine abgefahrene Sache.

Hast Du bestimmte Pläne für die Zukunft? Wird es in Zukunft mehr von Xc-N zu hören geben?

Ich möchte zwei, besser drei Jahre irgend nach Indien oder Thailand um da wieder einmal so richtig Zeit zu haben um zu produzieren. Ich denke da werde ich eher Ethno/TripHop Stils draufhaben. Werde mir es jedoch nicht verkneifen auch Industrial Tracks zu produzieren. Sonst werde ich sicherlich an meinen Performances arbeiten und einfach ungezwungen weiter experimentieren. Unter was für Projektnamen sei dahin gestellt. (Xc-N ist eher so mein Szenen-Pseudonym)

Ich bedanke mich sehr für dieses Interview. Die letzten Worte gehören Dir.

Ich denke das Internet spielt eine grosse Schlüsselrolle in der Entwicklung des Musikmarktes. Hier findet man die neuen Bands/Produzenten, welche von den Majors nur doof angelacht werden, obwohl sie Trends setzen oder eben neue Wege erkunden. Die Idee Songs aufs Net zu laden ist doch geil. Was soll ich jahrelang ein geeignetes Label suchen damit die dann 500 Exemplare, meist nur im eigenen Kontinent, verkaufen von denen ich fast nix kriege, wenn ich auf dem Net ein vielfaches Mehr durch Downloads vertreiben kann............. dafür weltweit.............Geld spielt doch da keine Rolle.............

Güsse aus dem nächtlichen Bunker
Xc-N




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